
Waldeck-Frankenberg/Allendorf (Eder)-Haine/Allendorf (Eder)-Bromskirchen
Zweimal hatte die heimischen Landtagsabgeordnete Dr. Daniela Sommer in diesem Jahr zu „LOST PLACES - verlassen – vergessen – verwunschen – verschwunden“ - nach Allendorf (Eder) eingeladen. Ziel war zunächst die Wüstung Bennighausen in der Allendorfer Gemarkung Haine. An einem weiteren Tag führte die Tour nach Bromskirchen.
Zur Idee der diesjährigen Sommertour sagte Daniela Sommer: „Ihren Charme verdanken die Lost Places dem Zahn der Zeit, der an ihnen nagt. Oft sind die Gebäude baufällig oder nicht mehr da, Plätze sind verlassen oder ganz verschwunden. Es gibt eine Vielzahl an aufgegebenen Orten und Plätzen. Immer wieder sind es die Schönheit, die Einzigartigkeit des Verfalls, die Historie oder die surreale Umgebung, die an jenen Orten vorherrscht, die begeistern!"
Walter Sellmann führte die Gäste der Sommertour gemeinsam mit Förster Debes zur Wüstung Bennighausen.
Er erläuterte zunächst Allgemeines zu Wüstungen und dann den vermutlichen geschichtlichen Hintergrund von Bennighausen. Das Dorf wurde erstmals 1313 urkundlich als "Benichehusen" erwähnt. Zwischen 1485 und 1502 wurde es durch "Fehde und Brand" wüst und von seinen Bewohnern verlassen. Bedauerlicherweise gibt es tatsächlich nur wenige schriftliche Aufzeichnungen über die Wüstung. Geplant sei, dass der Holzstumpf "Glaube, Liebe, Hoffnung" demnächst durch Stelen ersetzt werden, an denen dann weniger der Zahn der Zeit nagen werde.

Dr. Daniela Sommer freute sich, dass sich ihre Gäste von diesem LOST PLACE begeistert zeigten. Abschließend sagte sie: „Walter Sellmann und Förster Debes sei Dank, dass die Wüstung so gut erhalten ist und bewahrt bleibt!“ und dankte den beiden für die vielen Informationen.
Die zweite Tour in Allendorf (Eder) führte gleich zu mehreren LOST PLACES in Bromskirchen. Zunächst informierten sich die Gäste der Sommertour mit der Landtagsabgeordneten das Bromskircher Eisenbahnviadukt, das über den Linspherbach und den Mühlengraben führt.
Danach schauten sie sich den sogenannten "Schlund", den ehemaligen - ca. 300 Meter langen – Bahntunnel, der 1908 gebaut wurde, an. Inzwischen ist er Teil des Linspherbachradwegs und asphaltiert und beleuchtet. Rainer Gasse aus Battenfeld, dessen Vater bei der Bahn arbeitete, erzählte die Geschichte sowie persönliche Anekdoten dazu.

Er berichtete unter anderem von den V-2-Raketen, mit denen Bromskirchen damals weltweit bekannt wurde. „Von Allendorf (Eder) aus kommend bewegte sich der Zug Richtung Sauerland. Da er sehr lang war, wurde er von zwei Lokomotiven bewegt. Eine mit Öl-Befeuerung am Anfang, eine mit Kohle-Befeuerung am Ende. Am 29.04.1945 zwischen acht und neun Uhr machte der Zug am Bahnhof Bromskirchen Halt. Er musste mit Wasser befüllt werden. Dieser Vorgang nahm einige Zeit in Anspruch und man war in dieser Zeit stets ein Ziel für Tiefflieger. Deswegen entschied man sich, den Zug in der Mitte zu teilen.
Der erste Teil setzte die Fahrt in Richtung Winterberg fort und erreichte noch den Tunnel bei Brilon-Wald. Dieser Zug wurde ebenfalls später durch die Amerikaner erbeutet. Das vordere Ende des zweiten Teils wurde zum Schutz in den Tunnel rangiert. Dort wurde mit der Wasserbefüllung begonnen. Plötzlich tauchte auf der Straße ein Panzer der 3. US-Panzerdivision auf und eröffnete direkt das Feuer mit einem Maschinengewehr. Die Lokomotive wurde dabei beschädigt und das verbliebene Personal floh. Die Amerikaner erbeuteten den Zug mit zehn Güterwaggons, auf denen sich ca. neun V2-Raketen befanden. Die begehrte Technik wurde anschließend verladen, nach Antwerpen und dann nach Amerika gebracht.“
Nach diesen spannenden Geschichten ging es anschließend weiter zum idyllischen Silbersee. Dort erfuhren die Gäste durch den Bromskircher Teilnehmer, Herrn Waßmuth, dass auch dies ein verlassener Ort sei. Auch dort habe es wohl mehrere Wohnhäuser gegeben, nicht nur die Untere und die Obere Linsphermühle.
Dr. Daniela Sommer freute sich, dass sich die Gäste ihrer Sommertour von diesem LOST PLACE begeistert zeigten und ein gemütlicher Abschluss am Silbersee erfolgte: „Danke insbesondere an Rainer Gasse, der die Geschichte des Bahntunnels für uns hat aufleben lassen!“